Kakophonie im Hain der Äolsharfen

Zum wiederholten Male beklatscht der EON-Konzern erneute Rekorde der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz (dieses Mal für das erste Halbjahr 2018). Offenbar ist die Freude begründet durch die eigene Teilhabe an diesem Wirtschaftszweig nach Restrukturierung des Konzenrs. Verschmerzt werden, nachdem die beim Atomausstieg noch verbliebenen Reststrommengen wohl in zufriedenstellender Weise entschädigt wurden, die Kraftwerkverluste in der Kernenergie. Auch Steuererstattungsansprüche wegen mit unzureichender Rechtsgrundlage erhobener Brennelementesteuer in Höhe von 32 Mrd. EURO für die atomare Energiewirtschaft sind geeignet, den Weg vom Gegner zum Befürworter der Energiewende zu ebnen. Unsere Leser wissen indessen, daß derartige Erfolgsmeldungen zur Windkraft nur Schall und Rauch sind.

 

Mit dem Kohleausstieg kann es Einigen, z. B. der neuen Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nicht schnell genug gehen. Frau Marie-Luise Wolff meint, der Kohleausstieg dürfe nicht zu spät kommen. Den Hauptgeschäftsführer Ihres Verbandes, Stefan Kapferer, dagegen treibt die Sorge um die Energiesicherheit in Deutschland um: Es sei völlig unklar, wie nach dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke Ende 2022 die Elektrizitätsversorgung in Deutschland dauerhaft gesichert werden solle. Zudem sei die Antinomie zwischen den Klimazielen der wie immer gut Gesonnenen und der diesbezüglichen Bremserrolle der Bundesnetzagentur wegen fehlender Stomleitungen völlig unbefriedigend.

 

Dann gibt es noch die Landespolitiker mit Unterstützungspflicht und -willen für diejenigen, die die Klimaziele im Schilde führen, die sich aber Sorgen machen müssen über die Arbeitsplätze ihrer Landsleute und die Gewerbesteueraufkommen ihrer Gemeinden nach einem Kohleausstieg. Die Beklemmung in ihrer Brust führt allerdings nicht zur Forderung nach einer fundamentalen Debatte über den eingeschlagenen Weg.

 

Derweil fordert die SPD unter Berufung auf den Koalitionsvertrag zur Beschleunigung der Energiewende zusätzliche Ausschreibungen für Windenergieanlagen an Land, während die CDU mit Blick auf die Entwicklung des Netzausbaus bremsen muß. Offenbar interessiert die SPD nicht mehr das Bekenntnis ihres ehemaligen Ministers, der die Reform des EEG 2017 vorbereitete, zur, wenn schon nicht Senkung, dann doch wenigstens Stabilisierung der Stromkosten.

 

Solche und ähnliche Argumente bis hin zu der Besorgnis mangelnder Versorgungssicherheit wegen des Atomausstiegs  trägt auch die von der Bundesregierung zur Begleitung der Energiewende berufene Monitoringkommission vor, auch sie beklagt die Kleinteiligkeit der ergriffenen Maßnahmen, die sie insgesamt nicht nur als nicht zielführend, sondern auch als in sich widersprüchlich ansieht. Diese Kommission, wollte sie ihren Bedenken Wirkung verleihen, hätte nur einen Nachteil: Sie besteht aus Wissenschaftlern und Fachleuten.

 

Es wird alles noch sehr interessant werden. Wie man sieht, nehmen nicht unmaßgebliche Leute sogar schon wieder das Wort "Kernenergie" im Zusammenhang mit "Versorgungssicherheit" in den Mund.