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Der Stand der Ökologischen Ökonomie? festgefahren

 .Der Reihenfolge nach

 

Sinn (1)

Schnitzer

Schularik, Hirth (1)

Ockenfels, Grimm

Sinn (2)

Hirth (2)

Sinn (3), Weimann

Eichenberger und Stadelmann

 

Die Zitierweise im wirtschaftswissenschaftlichen Betrieb folgte einmal einer guten Tradition bei der Auswahl des Zitierwürdigen: fremdes Gedankengut nicht als eigenes zu verkaufen, zu kennzeichnen, wenn Überlegungen zwingen, vom anerkannten Bestand des Lehrgebäudes abzuweichen, einen darin ggf. vorhandenen Wissenschaftsfortschritt zu diskutieren. Das ergab sich aus dem Sinn der Veröffentlichungstätigkeit als solcher. Damit waren grundsätzlich auch Texte aus Lehrbüchern oder Zeitungsartikeln nicht zitierfähig, letztere tauchten selbstverständlich auch in keinem für Bewerbungszwecke verfassten Schriftenverzeichnis auf.

Aber nun! Die Zeiten ändern sich  und wir ändern uns in ihnen: Ein gestandener deutscher Professor und ehemaliger Institutschef gibt einer Boulevardzeitung ein Interview zu Energiewendefragen, das sich in der schlanken These zusammenfassen lässt, dass ein Verbot der Verbrennungsmotoren ganz zielwidrig die CO2-Emissionen erhöhte, und auf Einladung der deutschen Qualitätszeitung finden sich auf Anhieb mindestens eine Handvoll gleicherstrangiger Wirtschaftswissenschaftler bereit, mit Emphase eine ebenfalls knapp gefasste Meinung zu äußern – überwiegend ablehnend natürlich. Wenn Schnelligkeit beim Ziehen ein Qualitätsmerkmal ist, dann hat die deutsche Wirtschaftswissenschaftselite den Test bestanden. Bei genauerer Betrachtung zeigt dieser Spiegel aber einen ziemlich bedenklichen Stand der Ökologischen Ökonomie (oder wie sie sonst noch bezeichnet wird), wenn man davon ausgehen soll, dass die hier vertretene Elite, wenn sie sich zu diesem Gegenstand engagiert äußert, sich diesen Gegenstand auch angelegen sein lassen will oder angelegen sein lassen sollte.

Sinn (1)

Sinn war nach den seiner Meinung nach sich einstellenden Konsequenzen eines Verbots von Verbrennungsmotoren ab 2035 gefragt worden und antwortete kurz mit dem Resümee: „Per saldo beschleunigt sich also der Klimawandel wegen des Verbrennerverbots.“ Als Gründe, die ebenso für Verbrauchsbeschränkungen bei Kohle oder Gas gälten, führte er die internationalen Marktverflechtungen an: „Leider haben sich beim Pariser Abkommen nur wenige Länder zu konkreten Beschränkungen verpflichtet, …. was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere“, und zwar zu wegen der Verbrauchsbeschränkungen gesunkenen Weltmarktpreisen. Deutschland subventioniere hartnäckige Umweltsünder. Ferner beklagte Sinn, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie seien durch die Festlegung auf die Stromproduktion mittels erneuerbarer Energien bei gleichzeitigem Verzicht auf Atomstrom hochgradig gefährdet.

Was zeichnet Sinns Gedankengänge gegenüber dem bekannten konkurrenzwirtschaftlichen Gleichgewichtsmodell des Nachfrageverhaltens aus, das man als spezifisch ökologisch-ökonomisch bezeichnen könnte? Nichts! Lediglich der Umstand des frühzeitigen Bekanntwerdens eines künftigen Güterwegfalls ist dem traditionellen Modell fremd, so dass ein Weg gesucht werden müsste, Anpassungsreaktionen der Nachfrager einzuarbeiten. Damit wäre der Ökonom genötigt, Annahmen über substitutive Güter und über Nutzenvorstellungen der Verbraucher zu setzen. Aber auch damit wäre noch keine Methode z. B. der Internalisierung externer Kosten gewonnen, also ökologische Notwendigkeiten sozusagen modellimplizit zu machen. Das wäre die Voraussetzung für eine Theorie des autonomen Wirtschaftens, die Umweltauswirkungen der Wirtschaftspläe der Individuen als negative Zielbeiträge zeigen könnte.

Sind solche methodologischen Fragen Gegenstand der Antworten auf Sinn? Auch negativ!

Schnitzer

Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der wirtschaftlichen Lage, weist zu Recht auf die Vernachlässigung der Angebotsseite in Sinns oben dargestellter Argumentation hin: „Selbst wenn die ölexportierenden Länder ihr Öl weltweit billiger vermarkten, heißt das nicht, dass sie insgesamt mehr fördern als bisher, der Klimaschaden wird also nicht größer.“ Das verwundert in der Tat, denn es war gerade Sinn, der die Notwendigkeit ihrer Einbeziehung schon 2008 betont hat (z. B. Das grüne Paradoxon), aber eine ökonomische Begründung für das nicht-größer-Werden der Klimaschäden bleibt Schnitzer schuldig, erst recht eine ökologisch-ökonomische. Auch sie bleibt dem Denken in konkurrenzwirtschaftlichen Gleichgewichtsmodellen (sektorale Betrachtung aggregierter Bestands- oder Bewegungsgrößen und deren Veränderungen durch vom Himmel fallender Einflüsse, wie Rohstoffverknappung oder Verwaltungshandeln) verhaftet, diesmal jedoch (ausschließlich) die Angebotsseite betreffend: Der Klimaschaden „werde vielmehr geringer, wenn man ihnen (den Erdölexporteuren) alternative Erwerbsquellen anbiete, beispielsweise den Export von Wasserstoff“. Wer ein solches „Angebot“ machen sollte, bleibt offen, und angesichts des Umstands, dass die immens reichen Staatsfonds der Exportstaaten von Erdöl ihre Vermögen gewiss nicht nur vorhalten, um weitere Erdölquellen zu erwerben, dürfte wohl klar sein, den Vorteil der Streuung von Vermögensanlagen kennen sie längst. Der Gedanke an ein solches „Angebot“ ist blauäugig.

Das Verbot von Verbrennungsmotoren schade (wie von Sinn behauptet) zudem nicht der deutschen Autoindustrie, sondern nütze ihr, denn: „Das Gegenteil ist der Fall“. Geschadet habe der Autoindustrie, dass die Politik zu zögerlich auf den Umstieg auf Elektromobilität gesetzt habe und die Automobilindustrie ihr Geschäftsmodell nicht entschieden genug umgebaut habe. „Die Quittung erhält sie jetzt.“ Tesla und die chinesischen Hersteller liefen den deutschen Herstellern den Rang ab. In dieser letzten Argumentation gerät doch die Aussagelogik ein wenig unter die Räder, sie ist zudem völlig außerökonomisch und trägt deswegen zu unserer Ausgangsfrage nichts bei. Wer der Politik eine derart überragende Rolle in der Bewältigung des Klimawandels einräumen will, benötigt wohl keine Theorie der wirtschaftlichen Entscheidungen unter Erderwärmungsbedingungen mehr. Dies ist die Stellungnahme einer vom Rathaus kommenden Schlauen.

Schularik, Hirth (1)

Ausweichende und eigentlich ökologisch-ökonomisch nicht verwertbare Aussagen machen Schularik (Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel) und Hirth, (Energieökonom an der Hertie School, Berlin) Ersterer führt das gegen der These Sinns zu beobachtende Sinken der CO2-Emissionen auf die Wirkungen des europäischen Emissionshandels zurück, entgegen der These Sinns steige der CO2-Ausstoss also nicht. In dieser Eindeutigkeit lassen sich solche Kausalitätsbeziehungen sicherlich nicht herstellen, obwohl dem Emissionsrechtehandel (unabhängig von solchen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen) gerne die Eigenschaft eines marktwirtschaftlichen Instruments zugeschrieben wird. Derart lapidar z. B. Kraftwerksstillegungen und die von einem Ökonomen geschuldeten Kosten-Nutzen-Erörterungen zu unterschlagen befördert nicht, sondern behindert Erkenntnisgewinn. Darüber hinaus ist seine dort zitierte Auffassung: "Es gibt schon genug Verkrustung und Beharrung in diesem Land Jetzt nach Argumenten zu suchen, warum wir am Ende doch so weitermachen können, wie wir es schon immer gemacht haben, vertieft nur die Probleme" im eigentlichsten Sinne unökonomisch, denn hier wird der Verzicht auf das Bewerten von Handlungsmöglichkeiten und Handlungen im Hinblick auf ein Ziel gefordert, das Wesensgehalt der Ökonomie ist. Letzterer ist überzeugt: Bei ausreichendem Netzausbau, mit einem ausreichenden Bestand an Speichern und einem intelligenten Strommarkt, bestünden keine Versorgungsrisiken. Welche Investitionen qualitativer und quantitativer Art dazu noch erforderlich sind, damit Netze und Speichermöglichkeiten als "ausreichend" ezeichnet werden können, bleibt unklar, auch hier fehlt die Kosten-Nutzen-Analyse. Soweit bietet Hirth nur die Wiederholung dessen, was die Freunde des Ausbaus der Windkraft denken: Schwelgen in Nennleistung, aber Schmalkost in Nutzlast.

Ockenfels, Grimm

Bestätigt werden Sinns Thesen durch Ockenfels und Grimm auch wiederum dort, wo es weniger um den Entwurf einer Theorie des Wirtschaftens unter Umweltrücksichtnahmen als um Koalitionen, Allianzen u. s. w. auf internationaler (öffentlich-rechtlicher) Ebene geht. Sie halten eine einzelstaatlich oder allein europäisch geprägte Energiepolitik für chancenlos.

Verfaßt am 23.08.202 nach dem Beitrag Scharfe Kritik an Hans-Werner Sinns Klima-Thesen von Johannes Pennekamp, FAZ vom 01.08.2023

Wiederaufnahme nach dem Gastbeitrag von Sinn Ein Plädoyer gegen Alleingänge in der Klimapolitik, FAZ vom 24.08.2023.

Sinn (2)

Zu diesen Kritiken hat sich Sinn noch einmal geäußert.

Die Angebotsseite betrachtet er etwas eingehender und rät, unter den Primärenergieträgern entsprechend ihrer internationalen Handelbarkeit zu unterscheiden. Dieser Gesichtspunkt teile die Primärenergieträger in Erdöl, Erdgas und Steinkohle einerseits und Braunkohle andererseits ein. Er stellt zwei Entwicklungen gegenüber, die belegten, dass prinzipiell das Erdölangebot auf die Marktpreise dieses Gutes, die sich äusserst volatil gezeigt hätten, kaum reagiert habe, von global wirkenden Krisensituationen mit drastischen Produktionseinschränkungen (z. B. Corona-Krise) abgesehen. Dies sei ein Hinweis darauf, dass bei fühlbaren Preiserhöhungen oder -senkungen die Marginalnachfrager den Markt verliessen bzw. in ihn wieder einträten. Daher regelten die Nachfragekonkurrenten derartige Schwankungen über den Preismechanismus und nicht die Angebotskartelle über den Mengenmechanismus. Unter diesen Voraussetzungen würde (könnte) der bei dem Land mit der administrativen Reduzierung des Erölverbrauchs nicht benötigte Primärenergieträger von den Konkurrenten um diesen Stoff zu gesunkenen Preisen erworben und bei diesen in das Schadgas CO2 umgewandelt werden. So hätte der Verzicht auf diesen Energieträger beim Vorreiter des Umweltschutzes dem Weltklima nichts genutzt. Den Braunkohlevorräten, über die nur wenige Staaten Statten verfügen, käme dabei ein Sondereinfluss zu: Sie ersetzten die wegen des Verbots von Verbrennungsmotoren ausgefallene Primärenergieträger in der Stromproduktion, was eine Erhöhung der CO2-Emissionen gegenüber der Nachverbots-Situation mit sich brächte (Sinn nennt Besipielsfälle dazu). Die Gegenthese Schulariks von der dominanten Wirkungsweise des EU-Emissionsrechtehandel wäre damit mindestens erstmal richtig eingeordnet: Der EU-Emissionsrechtehandel und damit der "Cap", wirkt nur dort, wo er vereinbart ist, nämlich in der EU.

Worin die Disputanten jedoch übereinstimmen, ist ihre methodische Standortbestimmung: Sie alle argumentieren auf der Grundlage neoklassischer Gleichgewichtsvorstellungen anhand von für sektorale Betrachtungen aggregierten (gesamtwirtschaftllichen) Daten. Dass hierbei lebhaft diskutiert werden kann, liegt an der Abstraktion von Entscheiderverhalten, so dass über Grund und Ausmaß der Datenentwicklung in Vergangenheit und Zukunft nur Mutmassungen anzustellen sind. In den Gleichgewichtsmodellen fallen Lösungen, die immer wieder als neue Gleichgewichte verstanden werden, vom Himmel. So ist man darauf angewiesen, Plausibilitäten zu diskutieren und zu hoffen, dass die Empirie sie irgendwann bestätigen wird; für eine dringend notwendige, fundierte Beratung im Sinne einer präskriptiven ökologisch-ökonomischen Theorie wäre das kein zufriedenstellender Zustand. Ein Indiz für ein solches Defizit ist beispielsweise die Benennung des europäischen Emissionsrechtehandels als verlässliches marktwirtschaftliches Instrument. Verlässlich im Sinne einer Vorhersagemöglichkeit seiner Wirkung ist er nicht weil die Grenzbetrachtung der Kosten einer Emissionsminderung im Unternehmen gegen den Rechtepreis für eine äquivalente Emissionsmenge nicht bekannt ist, und ein marktwirtschaftliches Instrumen ist er schon deswegen nicht weil die Festlegung der Menge und des Erstpreises ein monopolistischer Akt ist.

Hirth (2)

 Auch Lion Hirth hat nachgelegt (Hans-Werner Sinns Klima-Thesen im Realitätscheck, FAZ vom 28.08.2023). Mit diesem Beitrag nimmt die Distanz zu einem Bemühen, ökonomische Grundsätze (rationales Verhalten in einer Welt, in der auch vormals nicht bepreiste Güter knapp geworden sind) in die Debatte einzuführen, zu.  Sinns Forderung nach kontinentübergereifenden Koalitionen sei "naiv" angesichts herrschender geopolitischer Verwerfungen. Es ist weniger die Wortwahl als als die Konsequenz, die er daraus zieht, unökonomischer Natur: Irgend etwas zu tun sei besser als die Hände in den Schoß zu legen. Dass dieses Tun aber auch viele Ressourcen erfordert, die für spätere, bessere Gelegenheiten der Aktivität fehlen werden, wird nicht bedacht. Mit dem "Realitätscheck" (Aufzählung isoliert betrachteter Erscheinungen - Zahl der in China produzierten e-Autos, ebendort errichteter Windkraftanlagen, Referierung von Maschinenwirkungsgraden) wird ein viel zu einfacher Weg beschritten.

Sinn (3), Weimann 

Die somit gebotene Einladung schlägt Sinn nicht aus: "Für einen rationalen Klima-Diskurs", FAZ vom 09.09.2023. Auf dem bisher gefahrenen Geleis der gesamten Diskussion muss die Preplik auch leicht fallen, sie ist aber auch weiterhin nicht um Zentrierung um einen ökonomischen Kern bemüht. Dies gilt ebenso für einen Sinn in allen Belangen zustimmenden Beitrag Weimanns, "Womit Hans-Werner Sinn recht hat", FAZ vom 13.09.2023. Es werden empirische Zitreihen über Verbräuche und Emissionen verglichen, Ereignisse zu bestimmten Daten benannt und deren Einfluss oder Nicht-Einfluss auf die Kurven herausgestellt. Ein wirtschaftswissenschaftlich fundierter Beratungsansatz wird in einem solchen Verfahren nicht erkennbar, und die Klimapolitikergebnisse sind dementsprechend auch nicht berauschend.

Eichenberger und Stadelmann

Aber Weimann war auch nicht das letzte Wort vergönnt: Mit dem sich an Weimann anschliessenden Beitrag von Reiner Eichenberger und David Stadelmann "Wo Hans-Werner Sinn irrt", könnte sogar der Eindruck entstehen, als würde es unternommen, den ökonomischen Kern der Debatte freizulegen, denn die Autoren erstreben die optimale Bepreisung der Schadgasemissionen. 

Den Irrtum Sinns sehen sie aber darin, einzelstaatliche Klimapolitik gegenüber einer in Koalitionen verabredeten Klimapolitik für unterlegen zu halten; diese Klimapolitik führe, da nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen würden, zu Fehlanreizen. Dagegen sei der Alleingang zu empfehlen, aber auch nur mit den richtigen klimapolitischen Maßnahmen. Warum versuchen die Autoren hier, Sinns Auge durch einen Schuss von hinten durch die Brust zu treffen? Zu fragen wäre direkt nach den Merkmalen einer wirkungsvollen Klimapolitik. Auch eine wirkungsvolle Klimapolitik würde aber Geld, viel Geld, kosten, weswegen sie immer noch Trittbrettfahrer anlockte.

Mehr Augenmerk verdient daher die Präsentation der Lösung aller Zweifelsfragen der Klimapolitik: die konsequente Verwirklichung echter (sic!) Kostenwahrheit.  Sie sei erreichbar durch Bepreisung der Treibhausgase mit dem „optimalen“ Preis und, flankierend, durch die Entlastung der Bürger von den Belastungswirkungen der CO2-Bepreisung und von bürokratischen Zumutungen. Die Anforderungen an die Ermittlung des optimalen CO2-Preises seien leicht zu beherrschen (und zwar je leichter, desto mehr „andere Länder mitzögen“ – also doch in Koalitionen). Der optimale Preis wird viel beschworen, Wege, ihn zu ermitteln aber nicht immer aufgezeigt, gäbe es nicht Nobelpreisträger William Nordhaus, der den gem. den Autoren optimalen CO2-Preis auf Grund seiner Untersuchungen im sog. DICE-Modell bei € 50,00 bis € 55,00 angesiedelt hat. Das könnte der Preis sein, der Nordhaus dazu bewogen hat, die 2008 in Paris formulierten Zielvorstellungen einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,8° C bis 2100 wegen der damit verbundenen zu hohen Kosten als „suboptimal“ zu bezeichnen. Seine Simulationen ergaben als erreichbares Ziel bis zu diesem Zeitpunkt eine Reduzierung der Erdtemperatur auf 3,5° C. Damit war der Erfolg aller Bemühungen allzu weit in die Zukunft verschoben. Die unruhig gewordene Branche war auf den Plan gerufen.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern (von wem berufen oder bezahlt?) hat „beispielsweise ein anderes Modul für die Simulation des CO2-Kreislaufs verwendet und die Funktion aktualisiert, durch die der vom Klimawandel verursachte Schaden berechnet wird. Außerdem haben sie die durch sogenannte „Social Discount Rates repräsentierten Werte zum generationsübergreifenden Wohlstand angepasst … Nachdem sie diese und andere Parameter angepasst haben, … zeigt das DICE Modell … nun, dass die in der ökonomischen Abwägung der sozialen Kosten optimale Erderwärmung bis 2100 zwischen 1,5 Grad Celsius und 1,8 Grad Celsius liegen sollte – also mit den Pariser Klimazielen kompatibel ist“ q. e. d. (SMC Science Medien Center v. 13.07.2020. Originalquelle: Groom, B. et. altera.: Climate economics support for the UN climate targets. In: Nature Climate Change. DOI: 10.1038/s41558-020-0833-x).

Die Zielsetzung im DICE-Modell beschreibt die Wohlfahrtsfunktion einer Bevölkerung. Die Funktion enthält das Erderwärmungsminderungsziel und die Kosten (hier den CO2-Preis) der Vermeidung von Erderwärmung; notwendigerweise beeinträchtigen sie einander. In der Frage, inwieweit die aktuell Wirtschaftenden diese Kosten auf nachfolgende Entscheider übertragen dürfen (Social Discount Rates) haben die Wissenschaftler 173 Experten befragt. Ihre Expertise war nicht ökonomischer Natur, denn es sollten ja alle Maßstäbe des Wohlbefindens in der Bevölkerung abgebildet werden. Die Zusammensetzung dieser Gruppe dürfte derjenigen des ZDF-Fernsehrats geähnelt haben. Ihre Optimalitätsvorstellungen bezüglich des Ausgleichs dieser Antinomie könnten sehr unterschiedlich sein und damit die Lösung die Eichenberger/Stadelmann vorschlagen, erschweren. Alles in Allem dreht es sich um nichts weniger als Bedürfnisse an Kitas, Opernhäusern Kliniken, Bildungsstätten u. s. w. ihrem gegenwärtigen Bedarf nach gegen den zukünftigen abzuwägen. Das soll einfach sein? Vermutlich gibt es so ebenso viele optimale CO2-Preise wie Nachdenkende über dieses Thema (vgl. auch Kalveram, Thomas: Ökologische Ökonomie: Nach Haltigkeit das Elysium?. Niedernhausen 2023, S. 244 ff. und 504 ff.). (Zum Anfang)

Unser Beispiel zur erneut betriebenen Installation von Windkraftanlagen auf dem Taunuskamm kann aber dazu dienen, die von Sinn herausgestellte Bedeutung einer in Koalitionen abgestimmeten Klimapolitik und der Existenz eines Marktes für Primärenergieträger zu illustrieren (lesen).