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Die CO2-Emission sinkt nicht - stinkt das zum Himmel?

 

 

Seit der UN-Klimakonferenz in Bonn (06.11.2017 - 17.11.2017) zieht die Verwendung der Kohle in Deutschland wieder Aufmerksamkeit auf sich. Sie dient hierzulande fast ausschließlich der Stromerzeugung, und ihr diesbezüglicher Wirkungsgrad ist nicht begeisternd, schwankt er doch um die nur 40%, die Steinkohle liegt leicht darüber, die Braunkohle leicht darunter. Pro erzeugter Kilowattstunde Strom gehen ungefähr 1.075 g Kohlendioxid oder 930 g Kohlendioxid für Braunkohle bzw. Steinkohle in die Luft. Windkraftanlagen zur Stromerzeugung sind dagegen CO2-Emissionen in nur vernachlässigbarem Umfang nachzuweisen. Warum aber zeitigt die deutsche Energiepolitik mit der vehement betriebenen Ausweitung dieses Wirtschaftszweiges keine Erfolge bei deren Reduzierung?

Von Ende 2010 bis Ende 2016 wuchs die installierte Nennleistung von Windkraftanlagen von 26,8 GW auf  49,6 GW (Steigerung von 85%) und deren Bruttostromerzeugung im gleichen Zeitraum von 37,8 TW auf 79,8 TW (Zuwachs von 111%), während Steinkohle und Braunkohle nach einem Zwischenhoch in 2013 am Ende des Jahres 2016 wieder beim Ausgangswert für die Vergleichswerte Ende des Jahres 2010 angelangt waren. Für die CO2-Emissionen der Kohlekraftwerke gilt dasselbe, also Ende 2016 ein Emissionsvolumen in Höhe dessen von Ende 2010 (zu den Daten). Diese Zusammenhänge sind auch jenen Politikern bekannt, die die Ausbauziele für die Windenergie zum Glaubensbekenntnis erheben und auch jenen Bürgermeistern, die die Eröffnung von Windparks nicht ohne die Bemerkung über die nun einzusparenden Emissionen vorüber gehen lassen können.

Wie die Zeitreihen zeigen, hat die vermehrte Errichtung von Windkraftanlagen mit der daraus folgenden erhöhten Stromerzeugung nicht zu Einbußen bei den herkömmlichen Kraftwerken geführt. Da Strom (noch) kein in den hier zu betrachtenden Größenordnungen lagerfähiges Produkt ist, wurde auch der von Kohlekraftwerken produzierte Strom abgenommen, also verbraucht. Teilweise geschah dies auch bei Zahlung negativer Exportpreise durch Einspeisung in die Netze von Nachbarstaaten. In aller Regel wurde der konventionell produzierte Strom im Inland dringend zum Ausgleich der ganz erheblichen Fehlmengen benötigt, die aus der mangelnden Grundlastfähigkeit des Windstromes (Windkraft Pro oder Contra: Eine Güterabwägung?)  und der Abschaltung von Atomkraftanlagen folgen. Es kann daher keine Rede davon sein, daß "Windstrom" "Kohlestrom" ersetzt hätte. So ist offensichtlich, daß unseren Annahmen über die CO2-Emission gemäß diese auch nicht reduziert werden konnten. Die im Jahre 2007 von den Autoren veröffentlichten Zahlen über die pro erzeugter Kilowattstunde emittierte CO2-Menge haben wir für unsere Untersuchung unverändert gelassen. Nichts spricht gegen diese Annahme, denn keiner der zum üblichen Publikationskreis in dieser Frage gehörenden Autoren vermeldet einen technischen Fortschritt: Umweltbundesamt (Hrsg.), Position//April 2015, Klimabeitrag für Kohlekraftwerke - Wie wirkt er auf Stromerzeugung, Arbeitsplätze und Umwelt?, schlägt gerade wegen des ausgebliebenen technischen Fortschritts einen finanziellen Beitrag der Kohlekraftwerke auf den Einsatz von Kohle vor; Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Kohlekraftwerke schließen um Klimaziele zu erreichen, Dezember 2015, fällt auf Grund der selben Diagnose nur die noch brutalere Abschaltvariante ein; der Informationsdienst heise online berichtet am 26.11.2014 über Forschungsvorhaben von Wissenschaftlern des Massachusetts Iinstitute of Technology (MIT), CO2-Emissionen mittels eines neuen Beschichtungsverfahrens für Turbinen zu vermindern, Erfolge dürften sich in praxi während unseres Untersuchungszeitraums noch nicht eingestellt haben. Daß ein Wirtschaftszweig, dem ständig sein nahes Ende vorgehalten wird, keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen in dieser Frage unternimmt, ist nur zu verständlich, zumal Emissionsberechtigungen ja recht günstig zu erwerben waren. Der Preisvergleich zwischen einer Investition zur Emissionsvermeidung und dem Zertifikatspreis einer Emissionsberechtigung war nicht immer einladend, den Weg zum technischen Fortschritt zu suchen.

Das bisher in Deutschland einzig wirksame Regulativ zur Reduzierung von CO2-Emissionen ist der europäische Emissionsrechtehandel. Zwar sind die Erfolge des Emissionshandels in den Augen der Umweltschützer nicht ausreichend, er sollte ihrer Auffassung nach durch dirigistische Eingriffe ergänzt werden, aber immerhin hat ein Emissionsrecht einen positiven Preis und wirkt damit emissionsbegrenzend. Die verfügbaren Daten sind so aggregiert, daß sie einen Rückschluß auf die durch den Emissionshandel erreichte Begrenzung der CO2-Emission von Kohlekraftwerken leider nicht zulassen (s. die am Emissionshandel teilnehmenden Anlagen). Jedoch geben die veröffentlichten Daten über die Stromerzeugung  thermischer Kraftwerke im Vergleich zur Stromerzeugung durch Windkraft Anlaß zu der mit Vernunftgründen nicht zu bezweifelnden Vermutung, daß eine Ausweitung der Stromerzeugung mittels Windenergie die Emissionen der thermischen Kraftwerke nicht tangiert.

Nach Daten des gesamten europäischen Emissionshandels liegt die Emissionsminderung in Deutschland (seit 2005 13%) deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (seit 2005 26%). Doch daraus zu schließen, Deutschland hätte nichts getan, wäre verfehlt. Deutschland hat nur das Falsche getan und in dessen Folge seinen Bürgern den zweithöchsten Strompreis (29,8 ct/KWh) Europas zugemutet. Teuerer ist Strom nur in Dänemark (bedingt allerdings nicht durch höhere Gestehungskosten, sondern durch auf dem Stromverbrauch lastende Steuern und Gebühren).

Auf der Klimarahmenkonferenz in Bonn haben 20 Staaten die Gelegenheit genutzt, dem Musterknaben und Veranstalter am Zeug zu flicken. Mit großer Geste haben sie ein Abkommen zum ambitionierten Ausstieg aus der Kohleverbrennung geschlossen. Es handelt sich um Staaten wie Kanada, Großbritannien, Frankreich, Finnland, Mexico, Italien, Belgien, Neuseeland, aber z. B. auch die Marshall-Inseln. Das Abkommen soll sich auf die Kohleverbrennung beschränken, da die Verbrennung dieses Rohstoffs 40% zur Welt-Stromerzeugung beitrage. Gleichzeitig wurde natürlich darauf geachtet, daß die eigene nationale Stromerzeugung nicht zu stark Schaden leidet. Großbritanniens Kohleverstromung trägt nur 15% zum Energiemix bei, und das Land gewinnt ganz selbstverständlich Atomstrom, Kanada nutz im wesentlichen Wasserkraft, verfügt daneben aber auch über die drittgrößten Erdölreserven der Welt (ein Rohstoff, der durch das Abkommen nicht tangiert wird) und nutzt ebenfalls Kernenergie. Weitere Länder (z. B. Frankreich, Belgien , Mexico, Neuseeland, Finnland) nutzen freilich Atomenergie und halten sich mit konkreten Planungen für ihren Ausstieg aus dieser Variante der Stromerzeugung bedeckt oder verschieben immer wieder ins Auge gefaßte Termine; einige errichten unbeirrt weitere Kernkraftwerke.

Daß sich heute Kernkraft-Nationen im Emissionsversprechensüberbietungswettbewerb in der Frage der Vermeidung von CO2-Emissionen moralisch erheben können, das stinkt zum Himmel.

Für die internationale Konkurrenzfähigkeit der energieintensiven Branchen in Deutschland läßt diese Konstellation ohnehin nichts Gutes erwarten.